Medikamente

Alkohol, Medikamente und andere, teils mit der Nahrung aufgenommene Gifte können die Leber schädigen. Diese toxische Schädigung ist vielfach von der Dosis des aufgenommenen Giftstoffes abhängig. Hier erfahren Sie mehr über leberschädigende Medikamente. In weiteren Beiträgen geht es um andere toxische Substanzen wie Alkohol, Pilze und Umweltgifte.

Der Abbau von Medikamenten - eine Herausforderung für die Leber

Als größtes Stoffwechselorgan des menschlichen Körpers hat die Leber die Aufgabe, Arzneimittel abzubauen. Daher sind viele Medikamente aus allen Anwendungsgebieten für ein breites Spektrum an Leberschäden verantwortlich.

Hierzu gehören vor allem Schmerzmittel (Analgetika), die so genannten Sulfonamide (zu dieser Gruppe gehören beispielsweise orale Mittel gegen Diabetes), Medikamente, die zur Behandlung gegen bösartige Tumore eingesetzt werden (Zytostatika: verhindern die Zellteilung), Arzneistoffe gegen Tuberkulose, sowie bestimmte Antibiotika und Psychopharmaka.

Doch führt die Einnahme eines potentiell leberschädlichen Medikaments nicht zwangsläufig zu einem Leberschaden. Denn: Schädigungen durch Arzneistoffe sind meist von der Dosis und dem einzelnen Wirkstoff anhängig.

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Der Abbau von Medikamenten ist eine große Herausforderung für die Leber

Bei einigen Menschen kann die Leber aufgrund von genetischen Unterschieden Arzneimittel nicht richtig abbauen. In solchen seltenen Fällen kann trotz Normaldosis ein Leberschaden entstehen. Wenn Sie regelmäßig Medikamente einnehmen müssen, fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker, ob diese die Leber belasten können; überprüfen Sie auch den Beipackzettel dieser Medikamente. (Bei chronischen Erkrankungen wie zum Beispiel Herzinsuffizienz oder Epilepsie u. ä. sind Medikamente oft notwendig, obwohl diese die Leber belasten. Auf gar keinen Fall sollten Sie eigenmächtig ihre Medikamente absetzen, sondern Rücksprache mit ihrem Arzt oder Apotheker halten, ob es leberschonende Präparate gibt). 

Die Leber – der Hauptort des Medikamentenabbaus

Grundsätzlich hängt die Wirkung von Arzneistoffen von vielen Faktoren ab. Zum Beispiel vom Transport zum Wirkort, dem Stoffwechsel und der Ausscheidung. Das wichtigste Organ des Arzneimittelstoffwechsels ist die Leber und bei diesem Prozess ist das so genannte Cytochrom P450 System wesentlich beteiligt. Die Verstoffwechselung eines Medikaments beginnt mit der Bindung an das Cytochrom P450. Der eigentliche Abbau erfolgt über mehrere Zwischenstufen. Wenn das Medikament nicht vollständig und störungsfrei abgebaut werden kann, werden auch so genannte freie Radikale gebildet. Diese aggressiven Verbindungen versetzen die Leberzelle in so genannten oxidativen Stress und schädigen unmittelbar das Leberfunktionsgewebe (Parenchym).

Ist es nicht möglich, das leberschädigende Arzneimittel abzusetzen, da der Patient auf das Medikament angewiesen ist, schreitet die Schädigung voran. Die Lebererkrankung verschlimmert sich zusehends, über mehrere Zwischenstufen kann ein schwerwiegender Leberschaden entstehen: Während des weiteren fortschreitenden Verlaufs wird gesundes, hochspezialisiertes Lebergewebe durch Bindegewebe ersetzt und die Funktion der Leber immer weiter bis hin zur Leberschrumpfung (Leberzirrhose) eingeschränkt. Zusätzlich kritisch: aus einer Leberzirrhose kann sich Leberzellkrebs entwickeln.

Hilfe durch die alte Heilpflanze ‚Mariendistel‘

Hilfe kommt aus der Natur. Patienten können von der leberschützenden und -therapeutischen Wirkung der Mariendistel profitieren. Auch aufgrund der guten Verträglichkeit kann das Medikament gemeinsam mit potentiell leberschädlichen Arzneistoffen eingenommen werden, um Leberschäden vorzubeugen.

So konnten klinische Studien zeigen, dass bei Patienten, die mehrere Tage vor und nach einer Operation Mariendistel erhielten, keine erhöhten Leberwerte durch Medikamente im Serum nachzuweisen waren. Auch scheint Mariendistel bei durch Psychopharmaka hervorgerufenen Leberstörungen hilfreich zu sein. Silymarin kann Patienten, die auf potentiell leberschädigende Medikamente angewiesen sind, als unterstützende Therapie empfohlen werden. 

 

Literatur: K. Grüngreiff, M. Albrecht, A. Stenge-Hesse (1995): Nutzen der medikamentösen Lebertherapie in der hausärztlichen Praxis, Die medizinische Welt, 46, S.222-227
Felix Iten, Reto Brignoli, Remy Meier, Jürgen Reichlin, Reinhard Saller (2003): Silymarin bei der Behandlung von Lebererkrankungen. Eine alte Arzneipflanze in der modernen Medizin, Phytotherapie, 1, S. 18-24
Elke Leng-Peschlow und Anke Strenge-Hesse (1999): Eigenschaften von Flavonolignanen (Silymarin) aus Silybum marianum und ihre Verwendung in der Medizin, Phytotherapie Research, Bd. 10, S.25–26
Saba P et al. (1976): Therapeutische Wirkung von Silymarin bei durch Psychopharmaka verursachten chronischer Hepatopathien. Gazz. Med. Ital; 135: 236–351.
Rolf Teschke (2001): Toxische Leberschäden durch Arzneimittel, Deutsches Ärzteblatt, 98 (40)